Interview mit Annika

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Wie bist du zum Poetry Slam gekommen?
Meine Cousine war lange Slampoetin. Durch sie war ich ein paar mal auf Veranstaltungen die mich sehr begeisterten.
Schuldig ist auch meine Mutter, deren Beruf es ist, lustig zu sein und das auf sowie hinter der Bühne. Ich glaube ein bisschen in die Szene der Bühnenkunst hineingewachsen zu sein, Den entscheidenden Anstoß hat mir jedoch meine Klassenlehrerin im 7. Schuljahr gegeben. Sie bot mir den Platz, in ihrem Unterricht der ganzen Klasse meine ersten Texte vorzulesen und mich dabei von Mal zu Mal wohler zu fühlen. Vermutlich ist es die Kombination aus diesen drei Frauen gewesen, die ganz unabhängig voneinander dafür sorgten, dass ich zur Poesie fand.
Was verbindest du mit dem Wohnzimmerslam?
Ich war tatsächlich erst einmal dort, es war ein wohlig warmer Auftritt. Assoziationen sind wohl der Geruch von Zuckerwatte verbunden mit einem super aufmerksamen Publikum und einer familiären Atmosphäre.
Die Menge an Freude, die ich an diesem Abend hatte, hätte bei allem Drücken und Quetschen nicht in das Badezimmer des Taranta Babus gepasst.
Wie kommst du auf deine Texte?
Manchmal frage ich mich eher, wie meine Texte zu mir kommen. Dann habe ich Formulierungen im Kopf, die ich sofort teilen mag und am liebsten auf meine Zimmerwände pinseln würde. (Zum Glück konnte ich davon bis jetzt immer abgehalten werden.) Ich schreibe gerne für vorgebene Themen, mag es aber auch, mich vor ein leeres Blatt zu setzen und zuzusehen, wie Texte wachsen. Das Vollkommenste ist jedoch, wenn die Ideen einfach da sind und ein Drang entsteht, sie zu Papier zu bringen.
Was bedeutet Poetry Slam für dich?
Freundschaft, Mut, Freiheit.
Wahrgenommen werden, wahrzunehmen, geteilte Erkenntnisse, Melancholie, Kunst.
Erlebst du einen Unterschied zwischen U20 und „normalen Poetry Slams
Leider habe ich oft das Gefühl, dass der Wettbewerb auf einem U20 Slam auf und bei anderen Slams hinter der Bühne stattfindet.
Natürlich gibt es viele Leute, für die Slam mehr als ein Hobby ist und die von ihren Auftritten leben. Beides sind sehr eigene Szenen, was ich schwierig finde.
Alles in einem aber sind alle auf der Bühne Stehenden toll und verdienen diesen Platz.
Was war das außergewöhnlichste, was dir jemals auf einem Slam passiert ist?
Einmal hat sich eine Person in der Pause bei der Moderation über meine Texte beschwert. Als sie gesehen hat, dass ich ganz in der Nähe stand, war ihr ein Weiterreden zu peinlich. Wir haben uns nachher in der Kloschlange getroffen. Das war für uns beide hart unangenehm, dachte ich. Doch sie hat es total überspielt und mir herzlich zum Sieg gratuliert, obwohl sie zuvor für alle meine Beiträge selbstbewusst die Eins in die Luft hob.
Sie hatte wohl eine eigene Auffassung von “the points are not the points” und mir wurde verdeutlicht, dass meine Kunst nicht jede*m gefallen kann und soll.
Popcorn oder Zuckerwatte?
Popcorn und Zuckerwatte!
Was ist dein Lieblingsgegenstand in deinem Wohnzimmer?
Der Kamin, wenn er im Winter knistert und alles wärmt.