Interview mit Birte Stolte

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Birte Stolte ist eine junge Slammerin aus Essen, die unter anderem viele tiefgründige Texte schreibt, welche durch ihre sanfte und zugleich kraftvolle Stimme noch lebendiger werden als ohnehin schon. Wenn ihr unseren Instagram-Account verfolgt, könnt ihr euch wahrscheinlich an einige Storyslam-Beiträge von ihr erinnern.
Was fühlst du, wenn du anmoderiert wirst?
Weiche Knie + bisschen wohltuende Übelkeit. Nicht abstellbares Vorfreudengrinsen. Erfüllung.
Hast du einen Lieblingsslamtext und wenn ja, welcher ist das?
Ja! Der Text heißt „Mercedes“ und ist eigentlich eine Aggression rauslassende Rede voll Kritik gegen eingebürgerten Sexismus und Erfahrungswerte damit. Er ist eine Ode an den Feminismus, die mich immer wieder aufs Neue aufwühlt, so oft ich den Text lese. Ich habe ihn schon mehrmals gelesen, habe dafür echt gutes Feedback bekommen und bin davon überzeugt, dass dieses Thema erstmal nicht alt werden wird. Ich hoffe, dass ich ihn noch öfter lesen werde, um damit wachzurütteln.
Viele Künstler:innen bemängeln, dass der Lockdown bzw. die Pandemie im Allgemeinen ihre Kreativität negativ beeinflusse. Du aber bringst zurzeit viel neuen Content, gerade auf Instagram. Entfaltet bei dir die gesellschaftliche Isolation eventuell eine gegenteilige Wirkung?
Ja und nein. Bei mir ist Kreativität (ob eben mit Pandemie oder ohne) eine Sache, die sich in Schüben äußert. Das ist immer davon abhängig, wie viel Inspiration gerade auf mich einprasselt, oder was ansonsten so los ist. Zu Beginn des ganzen Lockdowns haben mich alle Einschränkungen schon ziemlich runtergezogen und „blockiert“ quasi, aber mir gleichzeitig die Augen für so viele Alternativen zu „normalen“ Bühnenauftritten geöffnet, was das Slammen angeht. Ich wäre zum Beispiel wahrscheinlich gar nicht darauf gekommen, mich so aktiv an Storyslams zu beteiligen, oder meinen eigenen Poesieaccount zu erstellen. Das sind alles Dinge, die ich jetzt auf keinen Fall mehr missen will. Vielleicht wäre ohne dieses Virus Vieles ganz und gar anders gekommen, aber das, was er mir in diesem Sinne „brachte“, kann gar nicht schlechter sein, als was hätte sein können. Im Großen und Ganzen: ja, ich glaube, der Lockdown hatte auf mich schon eine eher gegenteilige Wirkung.
Bist du denn mehr Typ Bühnenmensch oder Schreiberling?
Ich würde kurz eher Bühnenmensch sagen. Das ist aber ehrlich eine schwierige Frage.
Nun ein paar „persönlichere“ Fragen:
Deinen neuen Poesie-Account auf Instagram hast du @verwirrtebirtepoesie genannt. Bist du wirklich ein etwas verpeilter Mensch, oder ist der Name nur als sprachlich wohlklingender Gag gemeint? (Sei ruhig ehrlich, wir sind doch unter uns 😉.)
Also zu Beginn muss ich zugeben: Ich kann oder bin wirklich schon ein ziemlich verpeilter Mensch (sein) – Das ist von den nächsten Menschen aus meinem Umfeld bestimmt zu 100% zu bestätigen. 😉 Traurig, aber wahr. – auch wenn ich natürlich hoffe, dass sich das auf eine liebenswerte Weise äußert.
Und zu dem Namen des Accounts: hinter dem steckt tatsächlich eine kleine Geschichte. Ursprünglich stammt dieser nämlich aus dem einzigen Kinderbuch, in dem ich jemals meinen eigenen Namen fand. Darin stand eine Geschichte mit dem Titel „Die verwirrte Elfe Birte, die sich verirrte“. Und da dieses Wortspiel nur allzu gut zu mir passt, habe ich das übernommen.
Und noch eine freche Frage hinterher: Für welchen Reim schämst du dich?
„Birte schmierte ein Butterbrot.“ (Ja meine Kindergartenkolleg:innen waren voll die Nachwuchsdichter:innen, ich weiß.)
Gibt es denn Formulierungen, auf die du besonders stolz bist?
„Es ist eben meine Leidenschaft, die wegen Dir doch nur das eine tut: Leiden schaffen.“
Oder „Und wenn es wieder so weit ist, und Rauchduft Neonlichter küsst, wer weiß, was dann noch kommt.“
Du schreibst oft tiefgründige Texte – gibt es Personen, die niemals einen Text von dir lesen sollten/ dürfen?
Die Menschen, um die es in besonders persönlichen Texten geht, ansonsten Familienmitglieder oder Personen, denen es mit Themen, die ich anspreche, nicht gut geht. Denn das, was ich schreibe, soll authentisch und ehrlich sein, aber auf keinen Fall jemandem schaden.
Vor dir haben wir nurschonwiederich interviewt. Folgende Frage hat er uns für die nächste Person, die interviewt wird (also in dem Fall für dich), vorgeschlagen: Schoko- oder Zitronenkuchen?
Alles mit Schokolade ist das Beste für mich.
Zum Abschluss:
Wessen Skills hättest du lieber: die von Felix Kummer oder Meggie aus „Tintenherz“?
Spontan: Felix Kummer. Der Typ ist einfach mega talentiert, ich bin mega der Fan seiner eigenen Musik und vor allem seiner Band „Kraftklub“ seit einer ganzen Weile. Die gehören echt einfach zu den Besten. 😊
Was natürlich nicht heißt, ich würde es ablehnen, Dinge „herauslesen“ zu können [Skill von Meggie]. Würde drauf ankommen, was.
Was würdest du der Person, die nach dir interviewt wird, für eine Frage stellen (wir verraten nicht, wer das ist)?
Kaffee- oder Schokoholic?
Was ist dein Lieblingsgegenstand in deinem Wohnzimmer?
Das 100 Jahre alte Sofa, was ein Erbstück über drei Generationen in meiner Familie ist. Natürlich ein bisschen old fashioned, aber superbequem, und es lässt das Wohnzimmer irgendwie ein bisschen schlossartig wirken.
Was ist dein persönlich größter Traum im Bereich Poetry Slam?
- Mal Teil einer stattfindenden Meisterschaft sein
- Mehr Bühnenerfahrung sammeln (am besten so viel wie geht, hihi)
- Noch mehr coole Menschen kennenlernen und vielleicht mal Jule Weber treffen
- Was in einem Buch veröffentlichen