Interview mit Emely Mainusch

Veröffentlicht von wohnzimmerslam am

Emely liest beim 7. Dortmunder Queerslam im pudelwohl.

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Emely Mainusch wurde für das Jahr 2021 vom Wohnzimmerslam für die U20-NRW-Meisterschaften nominiert. Sie ist eine Bochumer Slammerin, die seit Mai 2019 ihre Texte mit dem einen oder anderen Publikum teilt. Ihre Textthemen haben eine inhaltliche Spannweite von Religionskriegen bis zur Toilette im Taranta Babu.

Was fühlst du, wenn du anmoderiert wirst?

In erster Linie spüre ich ein Kribbeln am ganzen Körper. Das Gefühl, jeden Moment auf die Bühne gehen zu dürfen, ist unbeschreiblich schön. Da spielt ganz viel Adrenalin eine Rolle und meistens bereue ich es, nicht doch nochmal auf die Toilette gegangen zu sein.

Hast du einen Lieblingsslamtext und welcher ist das?

Ich liebe meinen Text, in dem ich aus der Sicht der Hoffnung über Religionskriege schreibe. Der Text gibt mir Energie und Kraft, weil wir mit der Zeit quasi miteinander verschmolzen sind. Ich genieße es sehr, zu sehen, dass ich das Publikum mit meiner Perfomance begeistern kann. Der Text ist mein Baby und auf den bin ich ganz besonders stolz!

Du fährst für uns zu den U20-NRW-Meisterschaften im Jahr 2021 nach Rietberg, yay! Wie hast du reagiert/ dich gefühlt, als du nominiert wurdest?

Ich dachte erst, dass das ein Fehler sein muss, und, dass MICH doch der WOHNZIMMERSLAM nicht nominiert hat. Nachdem ich fertig war mit Überlegen, ob es noch eine Emely in der Slam Szene gibt, die gemeint sein könnte, bin ich zu dem Entschluss gekommen, mich zu freuen und von da an ging die Vorfreude los.

Eines deiner besten Werke (subjektive Meinung) ist wohl der Text über die Toilette im Taranta Babu – die Location, wo der Wohnzimmerslam zuhause ist. Wie bist du auf diese Idee gekommen und was fasziniert dich an unserer Toilette?

Wenn ich als Zuschauerin auf einem Slam bin, versuche ich diese ganz besondere Energie, die dort herrscht, einzufangen und Inspiration zu sammeln. Im Taranta Babu in der Pause ging das besonders gut. Meiner Meinung nach hat die Toilette eine eigene Persönlichkeit und sie hat mich an jemanden erinnert (das kann man jetzt deuten, wie man möchte, hehe). Zu der Zeit habe ich gerne 5-Minuten-Gedichte geschrieben, und diese nischige und gemütliche Toilette eignete sich perfekt dafür. Ich kann sie jedem empfehlen!

Nun ein paar „persönlichere“ Fragen:

Hattest du schonmal ein peinliches Erlebnis auf der Bühne? Erzähl uns davon!

Oh ja, es gibt kaum einen Auftritt von mir, bei dem ich nichts vermassele! Ich schaffe es oft nicht, den Mikrofonständer überhaupt, geschweige denn elegant, einzustellen. Meine Textblätter für einen Team Slam habe ich auch schon vergessen. Ich habe auch schon den Namen der Moderatorin vergessen, als ich gewonnen habe, und konnte ihr dementsprechend nur sehr spartanisch danken… Bei dem gleichen Slam habe ich beim Bühnenaufgang einen Origamikranich zugesteckt bekommen, der später fast als Requisite gegolten und mich damit disqualifiziert hätte… uiuiui.

Was war bisher dein schönster Bühnenmoment?

Der erste Auftritt (im wunderschönen „I AM LOVE“-Eiscafé in Bochum) und zu sehen, dass mir alle zuhören und sich für das, was ich da mache, interessieren. Im Publikum saßen auch Leute, die mich eigentlich nicht so mögen, aber selbst die haben mich auf meinen Auftritt angesprochen und das fand ich sehr, sehr schön.

Für welchen Reim schämst du dich?

Herz … Schmerz. Für diesen Reim sollte sich aber jede:r schämen, wie ich finde.

Bestärkt es dich, wenn Personen, die dir nahestehen (bspw. Familienmitglieder oder Freund:innen), im Publikum sitzen, oder macht es dich eher besonders nervös?

Es kommt darauf an, wer da sitzt. Freund:innen, die mit dem Thema und der Community von Poetry Slam nix am Hut haben, verstehen manchmal nicht, wie hier der Hase läuft und wie man sich zu verhalten hat. Da schäme ich mich eher für sie als für mich. Meine Eltern oder wirklich interessierte Freund:innen sind eine tolle Motivation, weil für mich sicher ist, dass mindestens die mir zuhören und mich cool finden.

Vor dir haben wir Birte interviewt. Folgende Frage hat sie uns für die nächste Person, die interviewt wird (in dem Fall du), vorgeschlagen: Kaffee- oder Schokoholic?

Kaffee ist nur in Schokolade was für mich. Ich glaub, das fasst es ganz gut zusammen… hihi.

Zum Abschluss:

Wessen Poesieskills hättest du lieber: die von Goethe oder Schwesta Ewa?

Soviel ich weiß, entsprechen die Texte beider Autor:innen nicht ganz meinen moralischen Vorstellungen, aber dann würde ich lieber von alten Männern, die Zaubertränke trinken, um jugendliche Mädels rumzukriegen, scheiben als von Besuchen bei der Staatsanwaltschaft.

Was würdest du der Person, die nach dir interviewt wird, für eine Frage stellen (wir verraten nicht, wer das ist)?

Gehört Butter unter Nutella?

Was ist dein Lieblingsgegenstand in deinem Wohnzimmer?

Beim Praktikum in einer Psychiatrie habe ich in der Kunsttherapie eine Art Ball aus Papier geformt und gebastelt. Die Patient:innen standen mir die ganzen 2 Stunden, die ich brauchte, zur Seite.

Was ist dein persönlich größter Traum im Bereich Poetry Slam?

Für eine Meisterschaft nominiert zu werden, ist schon ein echter Traum! Ich fänd’s cool, irgendwann mal einen Text von mir in einer Anthologie zu sehen, einen Fernsehauftritt oder ein Video auf „Poetry Slam TV“ [Youtube] zu haben – irgendwas, das ewig bleibt.

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