Interview mit Miedya Mahmod

Veröffentlicht von wohnzimmerslam am

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Miedya Mahmod ist, zum Glück aller, die Poesie mögen, durch einen wunderbaren Zufall zum Poetry Slam gekommen. Ihre Texte sind oft humorvoll, können aber auch ernst geschrieben sein und sind im Normalfall gesellschaftskritisch veranlagt. Im Jahr 2016 erreichte sie das Finale der NRW-Meisterschaften im Poetry Slam.

Was fühlst du, wenn du anmoderiert wirst?

Ein leises Schreien in mir, das ganz plötzlich peakt.

Du stehst ja schon etwas länger auf der Bühne – wie bist du erstmals zum Poetry Slam gekommen?

Haha, ein Workshop ist sehr schlecht besucht gewesen und Freund:innen, die Gelder dafür beantragt hatten, haben mich dazu überredet, mich auch noch anzumelden, damit das Ganze besser besucht sein würde.

Auf Instagram hast du deinen persönlichen Account @socialmiedya genannt. Wie entstand die Idee für diesen Namen?

Die Idee entstand nicht. Sie war schon immer da.

Nun ein paar „persönlichere“ Fragen:

Welcher Text von dir selbst bedeutet dir besonders viel?

Das kommt immer auf die Zeit an, das wechselt sehr häufig, je nachdem, was mich gerade so beschäftigt und mir im Kopf rumschwirrt. Aktuell ist es mein Text über das Gefühl, Wut einzuatmen, welche man aber auch irgendwie wieder aus sich rausatmen muss, um am Ende nicht daran zu ersticken.

Für welchen eigenen Reim schämst du dich?

Ich bin keine dolle Reimemaus.

Gibt es eine Person, die niemals einen (bestimmten) Text von dir hören / lesen sollte?

Ja, mein Vater. Ich habe da bestimmte Texte im Kopf… aber ja. War schon schlimm genug, als
meine Mutter mir gebeichtet hat, dass sie sich Texte von mir angesehen hat.

Vor dir haben wir Eva-Lisa interviewt. Folgende Frage hat sie uns für die nächste Person, die interviewt wird (in dem Fall für dich) vorgeschlagen: Was würdest du gerne mal auf einer Bühne machen, hast es dich aber noch nie getraut?

Stand Up.

Zum Abschluss:

Wessen Eigenschaft hättest du lieber: die Stimmfarbe von Matt Berningers („The National“) oder den „Süßheitsgrad“ eines Lamas? 😊

Oh, das ist schwer. Ich wäre gerne so süß wie ein Lama, aber mit der rauen, wohltuenden, einlullenden Stimme von Matt Bernes. Aber wenn ich mich entscheiden müsste, würde ich, glaube ich, die Stimme nehmen. Ich vertraue einfach darauf, dass ich okay-süß bin.

Du bist die letzte Person (last but not least) unserer zweiten Interview-Staffel! Welche Frage würdest du unserer Redaktion gerne mal stellen?

Welche Frage würdet ihr gerne mal gestellt bekommen?
[Die Frage werden wir demnächst via Instagram beantworten. 😉]

Was ist dein Lieblingsgegenstand in deinem Wohnzimmer?

Ich glaube, es ist nicht ein fester Gegenstand, sondern vielmehr immer das, was gerade so auf dem Couchtisch liegt. Ich schaue einfach wahnsinnig gerne auf diesen Tisch. Ich glaube, weil es dadurch immer so aussieht, als würde in der Wohnung richtig Leben stattfinden.

Was ist dein größter Traum im Bereich Poetry Slam?

Dass die Wurzeln von Poetry Slam genug Beachtung und Anerkennung erfahren, dass den Leuten klar wird, dass die dauernde Abwertung davon im deutschsprachigen Raum nicht nur arg respektlos und arrogant ist, sondern auch aktiv hinterfragt wird, wenn sie passiert. Denn am Ende ist diese orale Tradition, die des Spoken Word, der Jazz Poets, der Beat Poetry, eine Kunst- beziehungsweise die Literaturform marginalisierter Gruppen, insbesondere wenn man nur ein bisschen über Black beziehungsweise Afroamerican Culture nachdenkt. Ich glaube, es war sogar Audre Lord, die gesagt hat, dass die Kunstform der schwarzen Frau immer schon Lyrik war, denn Lyrik ist sparsam. Und ich glaube, dass Spoken Word der Mittellosigkeit beziehungsweise dem Ausschluss von Randgruppen zuwider ist, indem es eben keinen hohen Einstiegspreis hat, indem es nicht institutionalisiert passieren muss und trotzdem anerkannt werden kann, indem der körperliche Akt, jemandem einfach den Mund zuzuhalten, damit bestimmte Gedanken und Erfahrungen nicht in den öffentlichen Raum finden, zum Glück gesellschaftlich eher verpönt und auffällig ist.

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