Interview mit Paula Höll

Veröffentlicht von wohnzimmerslam am

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Paula Höll veröffentlicht viele schlagfertige und aussagekräftige Tweets sowie Posts auf Instagram. Vor allem aber ist sie als Schreiberling beziehungsweise auf Bühnen aktiv. Da das Wohnzimmerslam-Team sowohl von ihrer sympathischen und lockeren Art als auch ihrer kreativen Kompetenz sehr überzeugt und begeistert ist, gehört sie seit dem Monat Mai 2021 selbst zum Team dazu. Juchu!

Was fühlst du, wenn du anmoderiert wirst?

Einen großer Brocken Begeisterung, eine kleine Prise Anspannung, eine Wagenladung Hype und einen Esslöffel Hoffnung, meinen Text nicht zu vergessen. ^^

Hast du einen Lieblingsslamtext und wenn ja, welchen?

Generell alles von Anna Teufel. Da besonders „Zwei Würfel“, aber sonst kann ich ihr Buch „Schimmer“ von ganzem Herzen empfehlen. Alles angefangen hat für mich aber mit „Awesome“ von Jan-Flipflop Zymny, der bei mir eine Zeit lang auf Dauerschleife lief und mich aufs Slammen fixte wie eine Socke den Spürhund.

In einem deiner Instagram-Posts schreibst du unter anderem: „Ich bin Transfrau, Entertainerin, Werbetexterin, Musikerin und sonst noch alles, was mit Worten zu tun hat.“ Was fasziniert dich an „Worten“ besonders?

Sie sind menschengemacht, aber trotzdem unendlich. Sie können gleichzeitig alles und doch nichts bedeuten. Sie sind Ansichts-, doch auch Definitionssache. Sie leben also von Widersprüchen, von Sinnbrüchen, von Erweiterungen, von Lautmalereien und von Betonung. Wörter sind für mich wie Farben für Maler:innen und ich bin dankbar, mit ihnen immer wieder neue Wege zu finden, mit ihnen spielen zu können.
Also was fasziniert mich besonders an Worten? Alles.

Nun ein paar „persönlichere“ Fragen:

Mal einen unangenehmen/ krassen Bühnenunfall gehabt? Erzähl uns davon!

Mir fiel einst, als ich einen Slam moderierte, mein Laptop mit der Kante auf meine Ukulele. Die Schramme ist heute noch sichtbar. Mir selbst ging zum Glück auf der Bühne noch nichts hops. Toi, toi, toi, dass das auch weiterhin so bleibt.

Was war bisher dein schönster Bühnenmoment?

Der Applaus am Ende der Premiere meines Programms „Kopfsache“. Ich hatte monatelang darauf hingearbeitet, es feinzuschleifen und mir eine Narrative zu überlegen, und schlussendlich haben circa 100 Leute mir dabei zugehört, wie ich über Depression und Kreativität gesungen habe. Der Applaus hielt lange an und war mit viel Begeisterung gefüllt. Es war wunderschön, sich nach getaner Arbeit zu verbeugen.

Wir haben gesehen, du bist auf Twitter aktiv. Welchen veröffentlichten Tweet von dir magst du selbst besonders gerne?

Puuuh, ich habe so viele gute Tweets seit letztem Oktober rausgehauen, ich kann mich gar nicht an alle erinnern. Dazu müsste ich nochmal auf @paulahoell nachschauen – hust.
Mir persönlich am wichtigsten sind natürlich mein Coming-Out und der Tweet über das Coming-Out vor meinen Eltern am ersten April. Beide sind auch auf meinem Instagram-Account zu finden, weil ich sie so wichtig fand.
Ansonsten von den Kalauern:
„Kreide-Selbstportraits im Grunde auch nur sich aus dem Staub machen.“ [sic!]

Bist du mehr so Frühaufsteherin oder cool (Spaß, ist natürlich beides in Ordnung)?

Ich versuche das seit Jahren herauszufinden und bin mittlerweile tatsächlich Expertin rund um den Schlaf. So nutze ich etwa die Schlafrhythmen, um meinen Wecker zu stellen, kann Träume analysieren und im Grunde stundenlang über Schlafhygiene reden – aber manchmal bin ich nachts hart on fire und manchmal bin ich es morgens und manchmal bin ich den ganzen Tag nur müde. I don’t get it!
Wer Lösungsansätze für dieses Mysterium hat, schreibe mich gerne an.

Vor dir haben wir Sven interviewt. Folgende Frage hat er uns für die nächste Person, die interviewt wird (in dem Fall du), vorgeschlagen: Worüber würdest du gerne ein Buch schreiben?

Mein jugendliches Ich hatte circa fünf bis zehn Buchideen. Darunter eine über einen Loser, der einen Anruf von Gott bekommt (war aber nur verwählt), über eine schlechte Idee auf der Reise durch das Hirn, und einer verfluchten Schreibmaschine, die Superheld:innen lebendig werden lässt. Daraus ist nie etwas geworden, vielleicht auch weil ich zu vielen Menschen davon erzählt habe, dass ich „endlich eine Idee für ein Buch habe“. Also lasse ich das an dieser Stelle.
Aber generell braucht es einfach mehr Trans-Repräsentation in der Literatur. Also darüber immer.

Zum Abschluss:

Stell dir vor, du müsstest einen Tag lang ein Wurm oder eine Amöbe sein. Was würdest du wählen und warum?

Ich wollt, ich wär ein Wurm/
Dann hätt ich Spaß am Sturm/
Ich buddelte mich ganz tief ein/
da regnet es dann rein.

Was würdest du der Person, die nach dir interviewt wird, für eine Frage stellen (wir verraten nicht, wer das ist)?

Was ist dein persönlicher Sinn des Lebens?

Was ist dein Lieblingsgegenstand in deinem Wohnzimmer?

Mein Lieblingsgegenstand in meinem Zimmer ist mein Sitzsack. Zum Meditieren perfekt, grell orange, ordentlich groß, sehr bequem und es ist ziemlich witzig, ihn mit in die S-Bahn zu nehmen, kann das nur jedem:jeder empfehlen.

Was ist dein größter Traum im Poetry Slam?

Tatsächlich mehr Support related. Zum Beispiel als Vorband bei einem Slam mit Finalist:innen oder Gewinner:innen der Meisterschaften spielen zu dürfen. Mir ging es nie groß ums Gewinnen, sondern immer um die Menschen und ich wäre so gerne mit all den tollen Nasen und noch tolleren Hirnen Backstage.

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